Donnerstag, 28. Juni 2007

Mathilde

Neulich waren wir bei IKEA, um unsere Möglichkeiten zu entdecken ein bißchen Krimskrams zu besorgen. Krimskrams bei IKEA besorgen kann ja bekanntlich etwas länger dauern und so haben wir uns anschließend noch ins IKEA Restaurant (übrigens zum ersten Mal in unserem Leben!) begeben, um eine Kleinigkeit zu essen. Während wir dabei waren die Vollendung der haute cuisine zu verspeisen, setzte sich ein Pärchen mit Kleinkind genau in mein Blickfeld. Die Mutter, eine hochgewachsene Person mit ungepflegtem Kurzhaarschnitt, verfrachtete ihren Sprößling in einen, der von IKEA freundlicherweise zur Verfügung gestellten Hochstühle. Als sie dann das Lätzchen aus ihrer Wickeltasche fischte, um es ihrem Söhnchen umzubinden, übermannte mich plötzlich die Erinnerung an Mathilde. Die hatte nämlich auch immer solche Lätzchen. Völlig egal an welchem Wochentag oder zu welcher Stunde man sie besuchte, zur Essenszeit nahm sie ein völlig besudeltes Lätzchen und band es schützend vor das auch schon mal bessere Tage gesehen habende Sweatshirt. Jeder Amateur-Kriminologe hätte seine helle Freude daran gehabt: ganz ohne Hilfsmittel, derer sich die Kriminologen in diesen ganzen amerikanischen Serien bedienen (CSI, Criminal Intent, Crossing Jordan und wie die alle heißen), konnte man anhand der am Lätzchen klebenden Essensreste die Speisekarte der vergangenen zwei Wochen rekonstruieren: Brokkoli-Stückchen von vor acht Tagen, Marmeladenreste vom Frühstück, bereits hart gewordene, fest in der Baumwolle eingeklebte Suppennudeln von vor frühestens sechs Tagen... Die crème de la crème allerdings, bildeten die verschiedenen Saucenflecken, die zu einem hübsch marmorierten Gemälde ineinandergeflossen sind.
All dies fiel mir wieder ein, während die junge Dame ihrem Söhnchen das Lätzchen umband. Meinen in Sauce Hollandaise ertränkten Lachs hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits verzehrt.

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